Nachrichten aus Riesi(Deutscher Teil aus dem Mitteilungsblatt)
Zweimonatliches Bulletin des Servizio Cristiano Waldenser-Institut Riesi | |
Inhalt Leitartikel |
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Leitartikel |
Wie ist es möglich, dass Krieg noch immer eine Perspektive im Leben der Menschen ist? Wie ist es möglich, dass die Sprache der Waffen und der Explosionen immer noch über die Existenz unserer Gesellschaft zu triumphieren scheint?
Es sieht aus, als wäre die Gewalt übermächtig. Aber in Wahrheit ist es der Einsatz für den Frieden, der fehlt. Er ist nebensächlich geworden, zumindest in Europa, sind wir nach dem zweiten Weltkrieg immer mehr zur Überzeugung gekommen, dass der Frieden ein erworbener, endgültig errungener Wert ist.
Indem wir den Frieden als tägliche Aufgabe aus unserem Blickfeld und unseren Sorgen ausblenden, verschliessen wir die Augen vor dem Teil der Welt, der leidet und der diesen Frieden nie kennengelernt hat.
Und heute begreifen wir, dass wir die Gewalt in unseren Köpfen und Herzen noch nicht besiegt haben. Vielleicht sind wir der Illusion erlegen, dass wir in Europa ohne Bomben und Luftangriffe gegen Gewalt gefeit sind.
Unterdessen hat der kapitalistische Markt, der unseren Lebensstil garantierte und uns glauben liess, alles würde immer so bleiben, alle unsere Energie und Ressourcen verbraucht.
Genau das ist die Form des wirtschaftlichen, finanziellen Egoismus', der im alltäglichen Handeln von uns allen beginnt und den Planeten und seine Ressourcen verbraucht. Er hat uns in Bezug auf die gewaltvollen Ungleichheiten betäubt, die in der Welt existieren und die immer noch Hass und Rachegefühle hervorbringen. Der Gesprächsfaden muss umgehend wieder aufgenommen werden. Der Friede muss ins Zentrum unseres Lebens zurückkehren und bei unseren politischen Forderungen und den Predigten in den Kirchen, die sich christlich definieren, der Mittelpunkt sein. Der Friede muss für jede und jeden von uns im Vordergrund stehen und so auch im didaktischen Grundprogramm der Schulen. Friedenshandlungen für ein Leben in Frieden.
Frieden steht im Zentrum des Handelns der Diakonie, des getanen und davor noch, des gedachten Wort Gottes.
Wir verbrauchen jeden Tag so viel Energie, nur um zu konsumieren; werden wir es schaffen, etwas davon in den Frieden zu investieren? Um damit die zu unterstützen, die sich für den Frieden einsetzen? Um das Engagement derjenigen mitzutragen, die, wie der Servizio Cristiano handeln, damit das Leben der Schwächsten unter uns nicht zur Brutstätte von Gewalt wird, sondern eine Herausforderung der Möglichkeiten für eine neue oder zumindest bessere Welt?
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Mein Name ist Albrecht Birx, ich habe meinen Lebensort in Koblenz am Rhein (Deutschland), bin 56 Jahre alt und habe in diesem Frühjahr 6 Wochen in Riesi verbracht.
Angefangen hat alles damit, dass sich in meiner Tätigkeit als Jugendreferent im Ev. Kirchenkreis Koblenz regelmässig Überstunden und Alturlaube ansammelten. Dies war der Anlass für mich, einmal inne zu halten und meine Energie- und Motivationsspeicher anzuschauen. Wenn man über viele Jahre beruflich eine facettenreiche Arbeit absolviert und in einer Leitungsfunktion auch Strukturen zu stützen hat, gehen nun mal Energien zur Neige (die auch durch regelmässige Urlaube nicht aufzufüllen sind). Also lag der Entschluss nahe: Ich werde erstmals nach 22 Jahren Referatsarbeit im Kirchenkreis angestaute Alturlaube-Überstunden-Neuurlaub-Sonderurlaub in ein “Paket packen” und für 9 Wochen in eine berufliche Auszeit — in ein SABATTICAL gehen.
Bei meinen ersten Überlegungen entwickelte sich die Idee, diese Zeit in einem interessanten Land mit vielschichtiger Kultur zu verbringen und mich gleichzeitig dort in einem Projekt zu engagieren. So ergab es sich, da ich von den Waldensern in Norditalien schon einiges gehört, gelesen und gesehen hatte, dass ich zu diesem speziellen Sozial-Diakonie-Projekt in Sizilien Kontakt aufnahm. Da ich ja kein typischer “junger Freiwilliger” war, hat es einige Emails mit der Leitung des Servizio gebraucht, bis einer Aufnahme und Mitarbeit nichts mehr im Wege stand. Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit mit “Kopfarbeit”, sollte der Fokus in dieser Auszeit auf mehr handwerklicher und körperlicher Arbeit liegen. Es war ein Glücksgriff, dass im Büro des Servizio eine Mitarbeiterin mit Deutschkenntnissen war, die die Kommunikation und notwendigen Klärungen für mich sehr erleichtert hat. GRAZIE !
Folglich war ich nach meiner Ankunft am 9. Februar dann mit dem Hausmeister Guiseppe und dem Freiwilligen Simon (aus Österreich) eingeteilt, Reparaturen, Werkstattarbeit und kleine bauliche Massnahmen durchzuführen und hin und wieder auch Kanal- und Gartenanlagen instand zu setzen.
Meine vielen Auszeit-Erfahrungs-Schätze lagen nun hier:
Obwohl die klimatischen Rahmenbedingungen für meinen Aufenthalt im Februar und März mit (viel) Regen, Schnee und Kälte mich und alle Mitarbeitenden in Riesi auf die Probe stellten, blieb dennoch an Wochenenden die Zeit, die Insel Sizilien näher kennenzulernen (z.B. Ausflüge und Aufenthalte in Palermo, Agrigento, Catania, Syrakus, Taormina und kleine Wandertouren im Umfeld von Riesi durch Weinberge und Olivenhaine nach Falconara).
Ich danke herzlich besonders Gianluca Fiusco sowie auch Angela Siciliano und wünsche dem Servizio und allen Aktiven und Engagierten weiterhin eine gute, erfolgreiche Zukunft. Hoffentlich wird der Servizio Cristiano als ein “Leuchtturm-Projekt” noch viele Jahre und Jahrzehnte in Sizilien seine Arbeit machen können.
Grazie & Ciao
Albrecht Birx
Schweiz / Suisse / Svizzera / Svizra
Infos: Herr Henri Wetli
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Periodico bimestrale — Spedizione in abb. post. art. 2 comma 20/c legge 662/96 — Filiale di Caltanissetta — Aut. Dir. Prov.le PPTT — CL Reg. nº 219/16.06.2009 Tribunale di CL
Redaktion: Gianluca Fiusco
Übersetzungen: Franziska Steudel, Jürgen Grauling
Conto corrente bancario n° 000300108587 ”Servizio Cristiano” Banca Unicredit Spa — Agenzia di Riesi (CL) ABI: 02008 — CAB: 83410 IBAN: IT 69 U 02008 83410 000300108587 SWIFT BIC: UNCRITM1I97