Nachrichten aus Riesi(Deutscher Teil aus dem Mitteilungsblatt) |
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Zweimonatliches Bulletin des Servizio Cristiano Waldenser-Institut
Nr. 5+6, Sept./Okt. + Nov./Dez. 2013 — 52. Jg./250
«Ich bin jung gewesen und bin alt geworden, und nie sah ich den Gerechten verlassen
und seine Kinder nach Brot betteln.»
Psalmen 37,25
Von Gianluca Fiusco
Wenn ich an all die Menschen denke, Männer und Frauen, Junge und Alte, die dieses Heft lesen, kann ich nicht umhin, mir die virtuelle Begegnung verschiedener Generationen vorzustellen. Eine Begegnung, die sich im Geiste über diese Worte vollzieht und nicht immer frei von Missverständnissen bleibt.
Etwas zu sagen, das die Erwartungen und Interessen von Menschen unterschiedlichen Alters und an unterschiedlichen Lebenspunkten, erfüllt, ist nicht einfach.
Es sind etliche Menschen, die den Servizio Cristiano in unterschiedlichen Zeiten und Situationen ihres Lebens kennen gelernt haben.
Zu den über viertausend LeserInnen dieses Hefts kommen jedes Jahr weitere hinzu. Aber uns verlassen auch LeserInnen, weil sie fortgeschrittenen Alters oder am Ende ihres Lebens angelangt sind. Nach der letzten Ausgabe der Nachrichten aus Riesi haben wir viele LeserInnen-Briefe aus verschiedenen Generationen, jedoch mit derselben Bitte, bekommen: Macht weiter so.
Sicherlich kann nicht jede/r Einzelne von uns sich “gerecht” fühlen. Wir sind Menschen, und deshalb lassen wir uns oft von unseren eigenen Grenzen beschränken: Leidenschaften, Entmutigungen, Anspannung etc.
Dennoch können wir es wagen zu sagen, der Servizio Cristiano bildet einen Zusammenschluss von Frauen und Männern verschiedener Generationen, die festgestellt haben, nicht alleine noch verlassen zu sein. In dieser kollektiven Identität ist die soziale Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber Menschen, die alleine, verlassen und ausgeschlossen sind, aufgehoben.
Ein Jahr ist vergangen, seit er uns verlassen hat, wie könnte ich also nicht an den junggebliebenen alten Paul Oertli erinnern, der sowohl körperlich als auch geistig bis zum Schluss flexibel blieb. Durch seine großzügigen Ratschläge und seinen Sinn für Gerechtigkeit war und ist er Teil der kollektiven Identität, die den Servizio Cristiano erfüllt.
So möchte ich heute an all jene erinnern, die im
fortgeschrittenen Alter oder noch jung mit uns auf dem
Weg unseres Einsatzes sind. Meine Gedanken gehen
nach Berlin zu Helga Rosemann, nach Selestat zu
Marie-Claire, zu Donald Hood und seiner Partnerin in
England, zu Jolanda Schenk und vielen anderen, die
ich hier nicht alle namentlich nennen kann. Aber auch
zu den Freiwilligen, schon erwachsen und im Leben
stehend, die uns ab und an schreiben. Ich denke an
die jungen Menschen, die in Deutschland dabei sind,
sich zu vernetzen, die sich mit ihrer Kreativität nicht
nur in Riesi einbringen, sondern tatsächlich Teil eines
universalen Engagements sind, für das der Servizio
Cristiano steht.
Der alltägliche Einsatz gegen die Gleichgültigkeit an dem Ort, wo wir sind, gegen die kleinen Ungerechtigkeiten in unserer heutigen Zeit, die sich wenige Schritte von uns ereignen, das ist die Liebe des Neuen Testamentes, die wir in der Begegnung auf unseren täglichen Wegen mit unseren Nächsten verwirklichen können.
Ich bin jung gewesen und alt geworden, erinnert uns Psalm 37, um jedem und jeder zu zeigen, dass wir jung sind und alt werden oder es bereits sind. Dieser Bibelvers, enthält ein Versprechen: die Gerechten werden nie verlassen sein. Alt oder jung, kurzsichtig oder mit scharfem Blick, der selbst die kleinsten Buchstaben erkennt, stark oder schwach, Teil einer älteren Generation oder einer, die ihren Raum und ihre Gültigkeit gerade erst erobert, wir alle können Teil dieser kollektiven Identität sein. Wir nennen sie Servizio Cristiano, und das ist kein ferner Ort oder eine weit entfernte Möglichkeit, sondern vor allem ein Versprechen an uns selbst. Ein täglicher Einsatz von uns und mit anderen, denn was im Herzen entsteht, kann nie besiegt werden, nicht vom Alter und nicht von der Jugend.
Von Angela Siciliano
Unser Gästehaus “Monte degli Ulivi” ist vor kurzem renoviert worden und ist jetzt noch heller und freundlicher geworden, als es bereits war. Beim Umbau wurde die Integration in die natürliche Umgebung und die spezielle Architektur des Servizio Cristiano berücksichtigt und die Renovierung hat uns wieder neu nutzbaren Raum verschafft.
Das Gästehaus ist ein idealer Ort, um erholsame Ferien zu verbringen, in sich zu gehen, im Schatten der Olivenbäume zu meditieren, oder den Sonnenuntergang von der Terrasse des Kindergartens aus zu genießen.
Auf den Kieswegen inmitten von Olivenbäumen bieten sich Spaziergänge fern vom Lärm der Stadt an, um Seele und Körper in Einklang zu bringen. In unserem Gästehaus gibt es schön eingerichtete Einzel- und Doppelzimmer mit Bad. Darüber hinaus gibt es einen geräumigen Speisesaal und eine große Terrasse mit Panoramablick. Es ist geeignet für Einzelpersonen, Paare, Familien und Gruppen, die Lust und Neugier auf einen Ort der Begegnung mit ökumenischer Geschichte und sozialem Schwerpunk haben.
Reisegruppen aus dem Ausland entscheiden sich oft für konventionelle Rundreisen, berühmte Sehenswürdigkeiten und teure Hotels inklusive. Aber einen besonderen Ort wie den Servizio Cristiano sollten Sie nicht missen, denn er liegt im Zentrum Siziliens, sodass Ausflugsziele ohne Probleme und mit geringen Kosten erreicht werden können. Es wird eine warme, traditionell mediterrane Küche angeboten, die weitestgehend mit unseren eigenen biologischen Erzeugnissen auskommt. Selbstversorgung ist auch möglich.
Unser Gelände hat angenehme Vorzüge wie ausreichende Parkplätze, W-Lan Internet, Zahlungsmöglichkeit mit Karte und Fahrdienste von und zum Flughafen (Catania und Palermo).
Wer mehr über die Geschichte des Servizio Cristiano erfahren möchte, kann an einer Führung inklusive Mittagessen im Zentrum teilnehmen (mehrsprachig). Riesi ist ein Städtchen im vielseitigen Sizilien mit sozialen und kulturellen Kontrasten und einem Umland, das sich zu entdecken lohnt.
Die Anreise ist über die Flughäfen Catania, Palermo oder Trapani oder auch Comiso möglich.
Die zentrale Lage unseres Zentrums macht es einfach und angenehm, Sehenswürdigkeiten und historische Denkmäler wie die Tempel in Agrigent (ca. 60 Min.), “La Villa Romana” “Piazza Armerina”, (ca. 45 Min.) und das Museum zur Schwefelmiene “Trabia Tallarita” (nur 12 Min.) zu erreichen.
Bei der Planung ihrer Reise oder dem Wunsch nach Informationen helfen wir gerne. Im Servizio Cristiano können Sie ein Projekt entdecken, welches Bildung, Gesundheitspflege, biologische Landwirtschaft, gelebte Ökumene und eine warmherzige Gastfreundschaft vereint.
Europäisches Partnerschaftstreffen in Riesi |
Von Pfr. Ingo Siewert | ![]() |
Seit vielen Jahrzehnten verbindet die Kirchengemeinden Bourgoin-Jallieu, Lugau-Eichholz-Fischwasser, Riesi und Bergisch Gladbach eine enge Partnerschaft. Neben regelmäßigen Telefonaten, Mails und gegenseitigen Besuchen von Einzelpersonen treffen sich alle drei Jahre Abordnungen der Gemeinden. Reihum geht die Rolle des Gastgebers. In diesem Jahr fiel diese Rolle der Waldensergemeinde in Riesi zu. Vom 1. bis zum 7. Oktober kamen 27 Personen nach Riesi.
Nach der Landung der Flugzeuge aus Berlin und Düsseldorf in Catania wurde zunächst der Vulkan Ätna erklommen, um dieses einmalige Naturschauspiel aus nächster Nähe zu betrachten. Am Abend gab es ein fröhliches Willkommen in den Räumen der Waldenser Kirche in der Innenstadt von Riesi.
Übernachtet wurde in den kommenden Nächten im Gästehaus des Servizio Christiano, dem ich an dieser Stelle für die hervorragende Organisation, die gute Bewirtung und die nimmermüde Unterstützung durch den Leiter Gianluca Fiusco und der Sekretärin Angela Siciliano danke.
Am Mittwoch ging es nach Palermo. Dort stieß ich selber zur Gruppe und brachte deutsche Spezialitäten für den “Deutschen Abend” am Samstag mit. Im Centro Diaconale La Noce gab Pastor Peter Ciaccio einen Einblick in die vielfältige Arbeit. Er berichtete auch von den Gottesdiensten, dieser Gemeinde, die zu ¾ aus Migranten afrikanischer Herkunft besteht. In der Stadt wurde dann die Capella Palatina mit ihren einmaligen Mosaïken besichtigt. Anschließend wurde die Stadt in kleinen Gruppen erkundet.
Am Donnerstag führte Gianluca Fiusco in die Geschichte des Servizio Christiano ein. Er berichtete zu den zahlreichen Fragen der Gäste von den Herausforderungen der jetzigen Arbeit. Ich selber lernte an jenem Tag das italienische Gesundheitswesen kennen, da eine Teilnehmerin der Brandenburgischen Partner sich den Knöchel gebrochen hatte und zur medizinischen Versorgung ins Krankenhaus musste.
Am Nachmittag erfuhren wir im Minenmuseum von den unmenschlich harten Arbeitsbedingungen im Schwefelbergbau, aber auch von der hohen Arbeitslosigkeit nach Schließung der Bergwerke in der Region um Riesi und den daraus folgenden sozialen Problemen. (Das das Servizio Christiano versucht zu mildern.)
Zum touristischen Programm gehörte am Freitag ein Ausflug zum Valle dei Templi bei Agrigento, dem sich ein Picknick am Strand von San Leone und ein Sprung in die Wellen folgte.
Am Samstagmorgen wurde gemeinsam ein Gottesdienst vorbereitet, dem die Vorbereitungen für den “Deutschen Abend” folgten. Als die Gastgeber aus Riesi in den Speisesaal des Servizio Christiano kamen, gab es deutschen Kartoffelsalat, Knackwürstchen, 20 Liter Kölsch und andere typisch deutsche Leckereien. Nachdem alles aufgegessen war, zeigte sich das musikalische Potential der Versammelten. Erst schwang die Gladbacher Kantorin Susanne Rohland-Stahlke den Taktstock, dann griff Gianluca Fiusco zur Gitarre (ich wusste gar nicht, dass du so gut spielen kannst) und zusammen mit einigen kräftigen Männerstimmen erklangen italienische Volkslieder.
Am Sonntagmorgen gestalteten die deutschen Gäste den Gottesdienst um 10:30 Uhr in der Kirche zu Riesi. In meiner Predigt schlug ich die Verbindung von der Geschichte, in der Petrus im See versank (Matthäus 14,22-33), zu den Schwierigkeiten unserer Kirchengemeinden in Riesi, Lugau-Eichholz-Fischwasser und Bergisch Gladbach. Die Geschichte, die Matthäus erzählt, gibt unseren Kirchengemeinden Ermahnung und Hoffnung: “Wenn wir Jesus aus dem Blick verlieren, droht uns der Untergang. Wenn wir ihm aber zutrauen, dass er seine weltweite Kirche erhalten will, dann wird er selber uns seine Hand entgegenstrecken. Dann wir Jesus unsere christlichen Gemeinschaften in Riesi, in Lugau-Eichholz-Fischwasser und in Bergisch Gladbach retten.”
Nach dem Gottesdienst machten sich zwei aus der brandenburgischen Gruppe auf den Weg zurück in die Heimat, da sie schon am Montag an ihrem Arbeitsplatz erwartet wurden. Die Anderen besichtigten die in den Bergen gelegene Stadt Enna.
Am Montag hieß es dann Abschied nehmen, bis zum nächsten europäischen Partnerschaftstreffen 2016 in Bergisch Gladbach.
Sie kommen von weit her… |
Von Simona Giardina | ![]() |
Wie jedes neue Arbeitsjahr im Servizio Cristiano beginnt auch dieses traditionell mit einer neuen Gruppe junger Freiwilliger aus Deutschland und aus der Schweiz. Sie haben sich dafür entschieden, ihre Familien und ihren Alltag für ein Jahr zurück zu lassen und an der Arbeit und dem Leben im Servizio teilzuhaben.
Phil, Luca, Björn, Dorothea, Maria, Sofie, Christopher, Samuel und Clarissa sind die neuen Freiwilligen, die uns in den verschiedenen Arbeitsbereichen begleiten und uns nicht nur ihre Hilfe, sondern auch ihr Lächeln und die Möglichkeit sie kennen zu lernen schenken. Darüber freuen wir uns und versuchen sie in dieser Erfahrung zu unterstützen.
Zum zweiten Mal habe ich die Freude als Ansprechperson der Gruppe eine Aufgabe zu übernehmen, die ich mit Enthusiasmus ünernehme. Die Auseinandersetzung mit den jungen Menschen bereichert mich, denn sie sind voller Lebenslust und bereit sich in diesen nicht nur geografisch, sondern auch sprachlich fremden Ort zu integrieren und Kontakte hier im Servizio Cristiano und auch in Riesi zu knüpfen.
Ich treffe die Gruppe jeden Montag von 17 bis 18 Uhr, einmal im Monat ist auch der Direktor dabei. Bei diesen Treffen wird über die Organisation der Woche gesprochen aber auch über alles, was das Leben hier betrifft, wie die Benutzung der Gemeinschaftsräume, Wochenendausflüge etc. Für die jungen Menschen ist es eine Möglichkeit ihre Bedürfnisse und Fragen zu äußern, sich mit der Leitung auseinanderzusetzen und praktische Probleme anzugehen. Was mich am meisten überraschte, ist die enorme Solidarität der Freiwilligen gegenüber einander und der Zusammenhalt in dieser ausgeglichenen Gruppe.
Ich wünsche jedem und jeder die Zeit bei uns gut fortzusetzen und das Jahr bis zum Ende mit diesem Gruppengeist weiterzuführen.
Spenden |
Wer uns unterstützen möchte | ![]() |
Deutschland (mit Vermerk: “Für Servizio Cristiano, Riesi”) Freundekreis der Waldenser-Kirche e.V. c/o Pfr.in Cordula Altenbernd Elsassstr. 3-5 / D-45259 Essen altenbernd@waldenser-freundeskreis.de www.waldenser-freundeskreis.de KD-Bank, Duisburg Kto.-Nr. 1011553016 BLZ 350 601 90 Evangelischer Bund Arbeitswerk der Ev. Kirche in Deutschland Ernst-Ludwig-Str. 7 / D-64625 Bensheim Ev. Kreditgenossenschaft Kassel Konto: 400 1532 / BLZ 520 604 10 IBAN: DE87 5206 0410 0004 0015 32 Deutsche Waldenservereinigung e.V. Henri-Arnaud-Haus / D-75443 Ötisheim Ev. Kreditgenossenschaft Kassel Konto: 413 127 / BLZ 520 604 10 Arbeitsgemeinschaft Evangelische Schülerinnen- und Schülerarbeit Otto-Brenner-Str. 9 / D-30159 Hannover KD-Bank, Duisburg Konto: 1011 813 026 / BLZ 350 601 90
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